Mrs. Philharmonica’s
Dinner-Party
Wir freuen uns sehr, dass im Rahmen des Förderprogramms "Kunst ist Klasse!" des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport "Mrs. Philharmonica's Dinner-Party" zu den 33 von 182 eingereichten Projekten zählt, welches für eine finanzielle Unterstützung ausgewählt wurde. Im Sommer 2025 setzen wir nun gemeinsam mit Musik- und Kunst-Lehrenden von drei ausgewählten Schulen aus dem Land Salzburg dieses partizipative Kunst- und Kulturprojekt um.
Kurzbeschreibung:
„Mrs. Philharmonica“ lädt ihre Kolleginnen aus verschiedenen Epochen zum Dinner. Der Esstisch will gedeckt werden: Jede der eingeladenen Damen soll einen Platz bekommen, der für sie persönlich gestaltet ist und der Bezug auf ihre kulturellen Leistungen nimmt.
Angelehnt an die Installation „The dinner party“ der amerikanischen Künstlerin Judy Chicago sind die teilnehmenden Schüler*innen in Kleingruppen eingeladen, jeweils einen Platz an der Tafel zu gestalten. Im Erarbeitungsprozess beschäftigen sie sich dabei intensiv mit dem Leben und Werken je einer Komponistin und bereiten neben dem Gedeck auch eine Tischrede vor, die aus der Perspektive der ausgewählten Person gehalten wird.
Am Ende des Beschäftigungsprozesses steht ein Abend, an dem die „Dinner Party“ präsentiert wird – als Kunstinstallation in Zusammenarbeit mit Musikerinnen, die ausgewählte Stücke der Komponistinnen live spielen werden.
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Vorüberlegungen:
Wissen über das Leben und Wirken von Komponistinnen ist in unserer Gesellschaft noch immer stark unterrepräsentiert. Auch wenn sich sehr langsam auf den Konzertbühnen und in den Programmen der gängigen Festivals etwas tut und vermehrt Komponistinnen aufgeführt und wiederentdeckt werden, kommen weibliche Komponistinnen im gängigen Schulunterricht so gut wie nicht vor. Passend zu den jeweiligen Epochen werden die Biografien von Claudio Monteverdi, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert etc. besprochen. Doch warum drehen wir nicht einmal den Spieß um und betrachten die Musik und stilbildende Elemente dieser Epoche anhand der Biografien und Kompositionen von Isabella Leonarda, Élisabeth-Claude Jaquet de la Guerre, Anna bon di Venezia, Wilhelmine von Preußen, Clara Schumann und Ethel Smyth? Neben musikwissenschaftlichem Wissen über diese Epoche bietet dieser Zugang auch Anknüpfungspunkte zu gesellschaftswissenschaftlichen Fragen, die noch heute aktuell sind.
The dinner party – Judy Chicago
Die Installation „The dinner party“ der amerikanischen Künstlerin Judy Chicago entstand in den Jahren 1974 - 1979. An einer großen Tafel in Form eines gleichseitigen Dreiecks sind 39 individuelle Gedecke gestaltet, die für je eine historische weibliche Persönlichkeit stehen. Hierbei nimmt jeder einzelne Sitzplatz Bezug auf die kulturell-geschichtlichen Leistungen und würdigt so die Person, die hier imaginär Platz nimmt. Der Boden, auf dem der Tisch steht, besteht aus mehr als 2000 dreieckigen Fliesen, auf denen weitere 999 Frauen verewigt sind.
Das Werk, das die Geschichte der Frauen in der westlichen Zivilisation künstlerisch aufarbeiten soll, ist heute Teil der ständigen Sammlung des Brooklyn Museum, New York. Berühmtheit erlangte es unter anderem auch dadurch, dass eine Vielzahl freiwilliger Helfer*innen an der Entstehung beteiligt war.
Mrs. Philharmonica
Als Namenspatin für die Einladung zur „Dinner Party“ wurde die anonym überlieferte Komponistin „Mrs. Philharmonica“ gewählt. Es handelt sich hierbei um eine Komponistin aus dem Barock, von der 12 Triosonaten überliefert sind, welche heute in der British Library aufbewahrt werden. Über die Identität der Komponistin ist nichts bekannt, die Entstehungszeit der Sonaten werden auf ca. 1715 geschätzt. Die Forschung ist sich heute darüber einig, dass es sich bei „Mrs. Philharmonica“ um eine Frau gehandelt haben muss – für einen Mann hätte es zu dieser Zeit kaum einen nachvollziehbaren Grund gegeben, sich ein weibliches Pseudonym zuzulegen…
„Mrs. Philharmonica“ steht daher auch für alle Frauen der Musikgeschichte, die unter widrigen Umständen, Pseudonymen oder den Namen ihrer männlichen Verwandten ihre Kompositionen veröffentlichen mussten.